Der Kartoffelkäfer und die Sehnsucht

Eine musikalische Reise mit Tango, Musette und Klezmer von Cordula Sauter

Idee und Umsetzung: Cordula Sauter

Regie: Peter W. Hermanns

Europa an der Schwelle vom 19. zum 20. Jahrhundert: Der Kartoffelkäfer sorgt für Hunger, der Krieg nimmt den Frauen ihre Männer, in Russland gibt es Pogrome gegen Juden. Diese allgemeine soziale und politische Ausgangslage greift die Akkordeonistin und Schauspielerin Cordula Sauter in ihrem Programm auf und gibt ihr Ausdruck in drei individuellen Frauenschicksalen. Die persönlichen Geschichten dieser Frauen werden miteinander verwoben und getragen von der Musik: dem Tango, der Musette und dem Klezmer.

Kartoffelkäfer

Die erste Geschichte

Ende des 19. Jahrhunderts erreicht der Kartoffelkäfer Europa und verwüstet über weite Landstriche die Ernte. Hunger und Verzweiflung breiten sich aus. Gleichzeitig wirbt Argentinien um Kaufleute und Handwerker aus Europa. Gelegenheit für Franz von der Schwäbischen Alb, die Auswanderung zu wagen. Zurück bleibt Marie, die er noch schnell geheiratet hat und bald nachholen möchte. Es kommt anders: Über Jahre bleiben ihr nur seine Briefe. Sie erzählen von den Schwierigkeiten, die Franz in der neuen Heimat hat, davon, wie schwer es ist, eine Arbeit und Land zu finden, und von dem Heimweh, das ihn plagt.

Die zweite Geschichte

Auch der Verlobte von Marie, einem jungen Mädchen aus der französischen Auvergne, wandert aus nach Argentinien. Im Gegensatz zu Franz lässt er nie wieder von sich hören. Nach einem Jahr verschlägt es Marie auf der Suche nach Arbeit nach Paris. Sie haust in einer Baracke und in ihrer Not bleibt ihr nur ein Weg – der in die Prostitution. Kurzzeitig flackert neues Glück auf. Sie lernt einen Akkordeonisten kennen, aber der Erste Weltkrieg nimmt ihr auch diesen. Schließlich trifft Marie einen Dritten: Pierre, der Mann mit dem sie wunderbar tanzte. Doch auch ihn verliert sie erst einmal aus den Augen.

Die dritte Geschichte

Die russische Jüdin Miriam ist glücklich verheiratet. Sie und ihr Mann Elias leben die jiddische Tradition. Doch auch ihr Glück ist nicht von Dauer: Zar Alexander III. sorgt für die systematische Vertreibung der Juden aus Russland. Und so macht sich Elias auf, um zu Fuß nach Palästina zu gelangen und dort für seine Familie ein neues Leben aufzubauen. Zurück bleiben für Jahre Miriam und fünf Kinder. Das sechste trägt sie bereits unter dem Herzen.